Ode an meinen Körper

(Perspektive einer Surferin)

Die Körper von Frauen waren schon immer mehr als nur Körper. Auf alle Details möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, aber eben diese ständigen Herausstellungen und Vergleiche sind Grund für die Unzufriedenheit vieler Frauen. Es ist ja auch hinreichend bekannt, dass diese Unzufriedenheit gerade im Bereich Konsum genutzt wird, um jedes Jahr milliardenschwere Umsätze einzufahren.

Auch ich war die längste Zeit meines Lebens sehr unzufrieden mit meinem Körper. Er war nicht schlank genug, nicht sportlich genug, nie sah ich aus wie die Covergirls der Sports Illustrated. Wenn ich diese Zeilen so lese, muss ich selbst lachen. Wie albern.

Es ist aber bittere Realität. Du fühlst dich häßlich, wenn du in eine Umkleidekabine gehst, die vielen Spiegel von allen Seiten bilden dich ab, deine Umzulänglichkeiten und Unförmigkeiten. Stell dir vor, wie du dich in einem Neo fühlst, in der (Strand-)öffentlichkeit. Die erste Auseinandersetzung mit meinem Körper in dieser Situation, das erste Foto von meinen Versuchen in den Wellen, hat mich fast umgebracht. Nie zuvor war ich so unglücklich. Ich habe so viel verglichen. Mit vernichtenden Ergebnissen.

Change is key

Nur sehr langsam habe ich gelernt, was mein Körper alles für mich leistet. Die konstant hohe, rein physische Belastung in der Gastronomie, im Schichtdienst. Die ständigen psychischen Erschütterungen im Umfeld, die ich damals noch nicht wegpuffern konnte. Frühes Aufstehen, wenig Schlafen in der Schullaufbahn, im Referendariat. Feiern und trinken… wie oft bin ich nach einer Partynacht aufgestanden, habe Schmerzmittel eingenommen und habe so getan, als ob nichts wäre?

Mein Körper hat mich immer getragen, hat alles verziehen… selten war ich länger krank. Immer sah ich irgendwie noch ganz gut und normal aus, wenn ich die Fotos von damals betrachte. Erstaunlich.

Je älter ich werde, desto mehr verändert sich natürlich auch mein Körper. In gesellschaftlichen Augen zum Ungünstigen: noch mehr Gewicht, die Haut wird leieriger, Orangenhaut… was durch viel (Schwimm-)sport in der Kindheit und Jugend gut angelegt wurde, geht langsam dem Ende entgegen 😉

Sehr gerne würde ich jetzt sagen, das macht mir gar nichts… das stimmt natürlich nicht. Was ich aber sehr deutlich spüre, ist der Prozess, das Fortschreiten der Zeit, die mich stärker macht. Was in den 30ern schwierig war, weil ja alle noch hofften, dass frau bzw. ich in ein geregeltes Familienleben finden würde, ist jetzt in den 40ern wunderbar entspannt: ich bin alleine vollständig, habe wenige Probleme, auch so akzeptiert zu werden. Mein Wort gilt, ansonsten sorge ich dafür, ohne großen Wirbel zu veranstalten. Auch von innen fühle ich mich durch mein Hundekind, das soviel Freude bereitet, wunderbar vollständig und endlich kreierend. Dies schlägt sich auf den Körper und v.a. auch auf die Mimik um. Ich liebe mein attraktives Lächeln.

Ohne das Surfen, die Reisen nach Portugal, die vielen freien Menschen, die ich dort getroffen habe, wäre das für mich nicht möglich gewesen. Der Aufenthalt im Wasser ist für mich der Schlüssel zur Freiheit. Geschwindigkeit macht alles noch schöner.

Als ich erkennen konnte, dass selbst mein in meinen Augen makelbehafteter Körper imstande ist, die nötigen Bewegungen zu machen, dass ich die Freude reell fühlen konnte, wurden Äußerlichkeiten auf einmal unwichtiger. Ich habe die schönsten Menschen kennengelernt, die ohne diesen Sport nicht auffallen würden. Mit dem Wasser und der Begeisterung leuchten sie auf eine besondere Art.

“The surfing glow… can’t make, can’t fake it.” Me 😂

“Don’t ask what the world needs. Ask what makes you come alive, and go do it. Because what the world needs is people who have come alive.” Howard Thurman

Gesellschaftliche Erwartungen sind pfui

Sie sind so yesterday. Die Tage von Twiggy, die Zeiten, in denen Konfektionsgrößen nur bis 42 gingen. Die Momente, in denen man die Schokolade nicht mehr essen durfte.

Wenn ich mich ausreichend bewege, werde ich glücklich. Wenn ich meinen Körper pflege, ihn mit der guten, duftenden Creme verwöhne, das schöne Top trage, lächle, bin ich glücklich. Wenn ich mit anderen Menschen interagiere und Wärme austausche, bin ich glücklich. Und ich bin meinem Körper zutiefst dankbar, dass er mir das alles ermöglicht. Ich bin aber auch der Modeindustrie, den vielen Designern, der Kosmetikindustrie dankbar, dass ich mich schmücken darf, wenn ich möchte. Den wundervollen Kleinkünstlern, die immer wieder neue, schöne Dinge erfinden. Das ist wohl der gesündere Zugang zu diesem unendlichen Thema.

EN:

Ode to My Body
(Perspective of a Surfer)

Women’s bodies have always been more than just bodies. I won’t go into all the details here, but these constant comparisons and objectifications are a major reason why so many women feel dissatisfied. It’s well-known that this dissatisfaction is exploited in the consumer world, generating billions in sales every year.

For the longest time in my life, I too was deeply unhappy with my body. It wasn’t slim enough, not athletic enough—I never looked like the cover girls on Sports Illustrated. Reading these lines now, I can’t help but laugh. How absurd.
But it’s a bitter reality. You feel ugly when you step into a changing room, surrounded by mirrors that reflect you from every angle, exposing your flaws and imperfections. Imagine how you feel in a wetsuit, out there in the (beach) public eye. My first confrontation with my body in this context—the first photo of my attempts in the waves—almost crushed me. I’d never felt so miserable. I compared myself endlessly, and the results were devastating.

Change is Key

It took me a very long time to learn what my body does for me. The constant physical strain from working in gastronomy, on shifts. The relentless emotional turmoil in my environment, which I couldn’t yet deflect back then. Early mornings, little sleep throughout school and my teaching internship. Partying and drinking… how many times did I get up after a night out, pop some painkillers, and pretend everything was fine?
My body always carried me, always forgave me… I was rarely sick for long. When I look at old photos, I somehow still looked good, normal even. Amazing.

Of course, as I grow older, my body changes too. In society’s eyes, for the worse: more weight, looser skin, cellulite… What years of swimming and sports in my childhood and youth had built, is now gradually slipping away. 😉
I’d love to say this doesn’t bother me at all—but of course, that wouldn’t be true. What I do feel strongly, though, is the process of time moving forward, making me stronger. What was challenging in my 30s—when everyone still hoped I, or women in general, would settle into a traditional family life—is now wonderfully relaxed in my 40s. I feel complete on my own, with few issues being accepted as I am. My word carries weight, and if it doesn’t, I make sure it does without making a fuss.

From within, I feel profoundly fulfilled, especially through my dog, who brings me so much joy. This sense of creation and completeness reflects on my body and, above all, on my expression. I love my attractive smile.

Without surfing, without my trips to Portugal, and the many free-spirited people I’ve met there, this wouldn’t have been possible for me. Being in the water is my key to freedom. Speed makes it all even better.
When I realized that even my body—flawed as I saw it—could perform the necessary movements, that I could truly feel the joy, appearances suddenly became less important. I’ve met the most beautiful people, who wouldn’t stand out without this sport. But in the water and with their enthusiasm, they radiate in a special way.

“The surfing glow… can’t make, can’t fake it.” —Me 😂
“Don’t ask what the world needs. Ask what makes you come alive, and go do it. Because what the world needs is people who have come alive.” —Howard Thurman

Societal Expectations Are Trash

They are so yesterday. The days of Twiggy, the times when clothing sizes stopped at 42. The moments when you weren’t allowed to eat the chocolate.
When I move enough, I’m happy. When I take care of my body, pampering it with good, fragrant creams, wearing that lovely top, and smiling, I’m happy. When I interact with others and exchange warmth, I’m happy. And I’m deeply grateful to my body for making all of this possible.

I’m also grateful to the fashion industry, to countless designers, and to the cosmetics world for letting me adorn myself when I feel like it. To the wonderful independent artists who constantly create new, beautiful things. That, I believe, is a healthier approach to this endless topic.

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