Vom Dicksein zum Strahlen: meine lange Reise zum Selbst 

Mein Leben lang fühlte ich mich zu dick. Laut sämtlicher Tabellen, Rechnungen etc. bin ich es auch. Mein Gewicht und meine Körpergröße stehen nicht in dem vorgeschrieben-stimmigem Verhältnis zueinander.

Es war allerdings nicht immer so. Es gab auch Zeiten, in denen ich durchtrainiert, schlank und sportlich war. Als junges Mädchen beispielsweise, Leistungsschwimmerin im örtlichen Schwimmverein. Damals fühlte ich mich am schlimmsten.

Dieser Artikel behandelt meine Reise von einem nicht existenten (Körper-) selbstbild hin zu einer erwachsenen Frau, die sich zumindest in den meisten Situationen in ihrem Körper wohl fühlt. Und das hat nichts mit dem Gewicht zu tun. Es hat damit zu tun, morgens aufzustehen, sich anzuziehen und einfach in den Tag zu starten. Tage, die direkt mit einem Strandspaziergang starten, sollen die besten sein und sind es auch.

Warum haben Frauen es so schwer mit ihrem Körper?

Woran liegt es, dass Frauen meiner Generation nahezu durchgehend so große Schwierigkeiten mit ihrem Gewicht, mit ihrem Körper und ihrem Aussehen haben? Das ist zunächst mal eine provokative Frage, sicherlich gibt es irgendwo auch eine, der es sehr gut geht, und die diese Schwierigkeiten nicht hat. Ausgehend von den millionenfachen Abnehmartikeln, Diäten, dem stetig wachsenden Markt für Schönheitsoperationen u.ä. möchte ich diese These aber gerne erstmal so stehen lassen. Erst jetzt, in in einer Zeit, in der Begriffe wie body-positivity und Inklusion wichtig sind, ändert sich das langsam.

Oder auch nicht. Die vielen, vielen Reels in den sozialen Medien zu den Abnehmerfolgen von Frauen zeichnen ein anderes Bild.

Eine Frau soll immer noch vorrangig schön sein. Und schön ist schlank. Es gibt immer eine “fette Sau”, von einer “schlanken Sau” habe ich noch nie etwas gehört…

Schlank sein ist erstrebenswert

Für mich ist wahr, dass ich schon sehr früh lernte, dass schlank sein einen hohen Wert für eine Frau hat. Ich glaube tatsächlich, dass es ein Generationending ist, dass Models wie Twiggy in den 60er Jahren, aber auch Kate Moss in den 90er Jahren einen großen Einfluss hatten. Sie haben das wohl immer noch. So richtig will das keiner sagen, denn es steckt sehr fest in den Köpfen drin. Dann hilft auch nicht der Hinweis auf andere Kulturen oder andere Zeiten. Als Frau definierst du dich über deinen Körper. Manche geben es zu, andere nicht, “tun” tun es alle. Es war mir früher auch nicht so klar, wie sehr die Bilder in der Werbung und in Magazinen nachbearbeitet wurden. Ich fand die weißen Zähne und Wallemähnen und die dünnen Taillen so schön… Ich sah ganz anders aus.

Ich habe mein Leben lang versucht, dünner zu sein oder zu werden. Erst mit Sport, dann mit Diätplänen. Dann mit Pillen, dann wieder mit Nahrungsergänzung, dann mit weight watchers. Wenn ich in meinem Leben in alle Dinge so viel Energie gesteckt hätte wie in das Abnehmen, dann hätte ich sicher schon große Erfolge in vielen Bereichen feiern können.

So glaubte ich, dass ich für alles zu dick sei. Es konnte ja kein Erfolg aus mir werden!

Ruhe durch Surfen und Meer

Erst in den letzten zwei bis drei Jahren kam etwas Ruhe in mein Gemüt. Diesen Erfolg verdanke ich voll und ganz der Erfahrung beim Surfen, dem Meer und den wundervollen Menschen, die ich in diesem Zusammenhang kennenlernen durfte. Immer, wenn ich in den Wetsuit wechselte, in dem man jedes Röllchen gut erkennen kann, lächelte mich jemand an, die Luft roch salzig, das Meer rauschte, die Wellen trugen mich trotzdem… und ich merkte, dass meine Lebensfreude in diesem Zusammenhang viel wichtiger war als jede Speckrolle.

Hoffnung

Ich wünsche jungen Mädchen von heute von Herzen, dass ihre Erfahrungen schöner werden. Beim Einkaufen sollen sie neue Sachen genießen, sie sollen sich schön fühlen, sie sollen tolle erste Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht machen, weil sie es sich wert sind. Das wünsche ich uns allen von ganzem Herzen.

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