Warum ist Wasser, insbesondere das Meer, von so großer Bedeutung für uns?
Warum sind das Wasser, das Meer, aber auch schöne große Seen und Flüsse, für uns Frauen von so großer Bedeutung? Es beruhigt. Schon als kleines Mädchen habe ich es geliebt: das Hüpfen über die Wellen auf unserer geliebten Nordseeinsel Juist. Ich erinnere mich dabei auch an die erste “Waschmaschine”, die ich verpasst bekam. Eine Welle erfasste mich, kaum fünf Jahre alt, hob mich hoch und wirbelte mich herum, bis mir Hören und Sehen verging. Es war ein Riesenschreck; das Wasser war in Nase und Ohren, ich konnte nichts mehr sehen… Es war aber auch ein Riesenspaß!
Zu beobachten, wie es sich schlängelt, windet, bewegt. Man kann durch reine Beobachtung seine Gedanken darin verlieren.
Es lässt uns vergessen und erinnert uns gleichzeitig sowohl an unsere Vergänglichkeit als auch an die Ewigkeit der Zeit. Jede aufgelaufene Welle kommt zurück. Einmal und noch einmal. Immer wieder.
Die Verbindung von Frauen zum Wasser: was genau macht unsere Faszination aus?
Gerade im Hinblick auf das Surfen lässt sich dieser Punkt verdeutlichen: während Männer immer den sportlichen Wettkampfaspekt des Surfens in den Vordergrund stellen, sehen Frauen darin etwas Meditatives, eine Verbindung zur Natur und etwas Beruhigendes… und deswegen wenden sie sich diesem Sport immer wieder zu. Das Wasser hat für uns Frauen verschiedene emotionale, kulturelle und psychologische Bedeutungen. Hier wollen wir unser Leben verbringen, oder zumindest so viel Zeit wie möglich.
Das Meer (aber auch andere Gewässer) spielte immer eine Rolle in Erzählungen der Vergangenheit. Weil es groß und unberechenbar war und ist, nahezu unbezwingbar und rätselhaft, wurden ihm schnell weibliche Eigenschaften zugeschrieben. Meeresgöttinnen und Nixen brachten den Seefahrern Unheil, zogen sie in die Tiefe (vgl. im Griechischen die Geschichten von Odysseus und den Sirenen, die deutsche Loreley oder auch die nordischen Havfruen (Meerfrauen)).
Auf der anderen Seite wird dem Meer mythologisch eine Art Schaffenskraft zugeschrieben, etwas Mütterliches. Es besitzt die Fähigkeit, Dinge hervorzubringen, neu zu erfinden. Man denke auch an die ernährende Kraft: viele Menschen leben vom Fischfang, Muschelanbau o.ä.
Unser Zufluchtsort
Wichtiger für uns heute ist es, dass wir uns am Meer beruhigen können. Wenn ich an mein “Lieblingsmeer” komme, setze ich mich als erstes an den Strand und lasse die Wellen auf mich wirken. Ihre Form, die weißen Schaumkronen, die Gedanken fließen ruhig und werden immer ruhiger. Auch bin ich immer wieder von der unbeschreiblichen Kraft fasziniert. Wer einmal die großen Wellen in Nazaré, Portugal, bestaunen durfte, der weiß, dass sich dieser Kraft nichts widersetzen kann. Wie lächerlich wirken unsere kleinen, menschlichen Bemühungen daneben?
Das Meer fordert mich auf diese Weise immer wieder heraus. Als gute Schwimmerin weiß ich, dass ich in meinem Lieblingselement nur kurze Zeit und zu bestimmten Zeiten überleben kann. Die Naturkräfte sind zu gewaltig… und ich möchte mich dem immer wieder aussetzen, auf den Wellen schaukeln in einem Boot oder Schiff, den Ritt auf den Wellen immer wieder versuchen, beim Surfen, am Meer sitzen nach sportlicher Aktivität, die Sonne genießen, aber auch das raue Wetter, die Winde der friesischen Küste, von der ich stamme. Dann fühle ich mich lebendig.
Wasserweisheiten:
- “Das Wasser hat Kinder, das Feuer nicht.” (Weisheit der Fulben, westafr. Hirtenvolk)
- “Am Wasser stehen. In Ruhe. Die wilden NEIN’s freundlich durchwinken. Und immer wieder Raum schaffen für diese freie, grenzenlose, stille Freude, die du bist.” (Karin Drawings, Sinnwelt)
EN:
Why is Water, Especially the Sea, So Significant to Us?
Even as a little girl, I loved it: jumping over waves on our beloved North Sea island, Juist. I vividly recall my first experience with a “washing machine.” A wave, massive to my five-year-old self, scooped me up, tossed me around, and left me dazed. Water filled my nose and ears, and I couldn’t see a thing. It was terrifying—yet exhilarating!
Why is water—be it the sea, serene lakes, or flowing rivers—so meaningful to us women? It calms us. Watching its twists, turns, and gentle movement is mesmerizing. Our thoughts seem to flow with it, losing themselves in its rhythm.
Water allows us to forget, while simultaneously reminding us of our mortality and the eternity of time. Each wave that rolls to shore returns, over and over again. There’s a rhythm, consistency, and a promise in its movement.
The Bond Between Women and Water
What fuels our fascination? When it comes to surfing, this connection becomes especially apparent. While men often highlight the competitive, athletic side of surfing, women are drawn to its meditative qualities—a link to nature and a sense of tranquility. This spiritual connection is why we keep returning to it.
Water holds a variety of emotional, cultural, and psychological meanings for us. It’s where we want to live—or at least spend as much time as we can.
Historically, the sea (and water in general) has played a central role in stories and myths. Vast, unpredictable, and nearly unconquerable, the sea was often personified as feminine. Sea goddesses and mermaids were depicted as dangerous, luring sailors into their watery graves. Consider the Greek myths of Odysseus and the Sirens, Germany’s Lorelei, or the Nordic Havfruen (mermaids).
On the other hand, the sea is often portrayed as nurturing and life-giving—a maternal force. It has the power to create, to bring forth life. Its sustenance is undeniable: countless people rely on it for fishing, shellfish farming, and more.
Water as a Sanctuary
Today, water’s significance lies in its ability to soothe and ground us. Whenever I visit my “favorite sea”, the first thing I do is sit on the beach and let the waves wash over me—visually, audibly, spiritually. The rolling shapes, the foamy white crests—they carry my thoughts and gradually calm them.
The sea’s immense power also humbles me. Those who’ve witnessed the towering waves in Nazaré, Portugal, understand that such force is unstoppable. It dwarfs our human struggles, rendering them insignificant.
The sea continuously challenges me. As a strong swimmer, I know I can only survive briefly under certain conditions in my beloved element. Nature’s forces are too overwhelming. Yet, I keep returning—to sway on the waves in a boat, to ride them while surfing, to sit by the shore after physical exertion, basking in the sun or bracing against the harsh winds of my native Frisian coast. In those moments, I feel truly alive.
Reflections from Water Lovers
- “Water has children; fire does not.” (Wisdom from the Fulani, a West African pastoralist group)
- “Stand by the water. In stillness. Gently wave away the wild NO’s. And always make room for that free, boundless, quiet joy that is you.” (Karin Drawings, Sinnwelt)